martedì, novembre 21, 2006

von imre kertesz

Alles ist bereits passiert und nichts daraus gefolgt. Auschwitz und Sibirien sind vergangen (wenn sie vergangen sind) und haben das menschliche Bewußtsein kaum berührt, ethisch gesehen hat sich nichts geändert. Alle Erfahrungen sind vergeblich. Doch insgeheim, im verborgenen, müssen diese Erfahrungen trotzdem irgendwo leben. Wohin wir auch immer sehen, fällt uns deshalb sofort das Bild von Dahinvegetieren ins Auge, vom kraftlosem Umhertreiben unter der Last der Verurteilung, trotz allem Gewimmel, aller scheinbaren Lebensfülle. Und daher ist auch das geistige Leben so hinfällig, das seinem Wesen nach ja nichts anderes ist als eine Interpretation des Daseins für Gott.