giovedì, ottobre 09, 2008

....provinzielles....
....Reaktion und Gegenreaktion....

....Reaktion....
....aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 27.August 2008; Seite 29....

Kain Schwein

Erst vor Wochen hat der gekreuzigte Grünfrosch des deutschen Künstlers Martin Kippenberger im Kunstmuseum von Bozen für Mahnwachen und harsche Proteste kirchlicher Kreise gesorgt. Das Werk wurde inzwischen aus dem Foyer des neuen Museums in ein Kämmerlein im dritten Stock verbannt. Nun sorgt erneut eine Skulptur bei konservativen Südtirolern für Unmut. In der Fußgängerzone von Sankt Ulrich im Grödnertal zeigt der heimische Künstler Lois Anvidalfarei seine Bronzegruppe "Kain und Abel". Nach dem Willen vieler Bürger von Sankt Ulrich soll das Werk aus dem öffentlichen Raum verschwinden. Nicht nur dem Ortspfarrer, auch z
ahlreichen Bürgern sind die Geschlechtsteile der beiden biblischen Figuren - einer steht, einer liegt erschlagen da - gar zu mächtig geraten. "Wenn meine Schäfchen", so der Kirchenmann, "sich über Schweinereien auf öffentlichen Wegen beschweren, muss ich einschreiten." Nach Fotos vom corpus delicti zu urteilen, wirkt diese hochalpine Gschamigkeit überzogen, schließlich zeigt die Figurengruppe keinen Geschlechtsakt, sondern einen Mord. Hätte der Künstler seinen feindlichen Brüdern etwa vorsinflutliche Unterhosen überstreifen sollen? Zwar vermeldet die Bibel, dass Kain und Abels Eltern Adam und Eva seit der Vertreibung aus dem Pardies ihre Scham bedeckten, doch würden Feigenblätter beim Urdelikt der Menschheitsgeschichte vom tragischen Thema wohl eher ablenken, es vielleicht gar ins Lächerliche ziehen. Der durchaus traditionelle Bildhauer Anvidalfarei hat sich deshalb - nicht anders als Michelangelo bei den Heiligenfiguren seiner Sixtinischen Kapelle - für die archaische Wucht von Nacktfiguren entschieden. Und die sind nicht nur nach heutigem anatomischem Wissen nun einmal komplett mit allem Drum und Dran auszustellen. Unterm Grödnerjoch, das weltweit für seine Holzskulpturen berühmt ist, werden in solchen Fällen zwar meist Gewandfalten ums Gemäht drapiert. Die Bibel- und Krippenfiguren landen aber gewöhnlich in Kirchen und frommen Haushalten - also Orten, wo man über die alttestamentarische Geschlechtlichkeit lieber den Mantel des Schweigens deckt. Wegen einer Prozession wird die anstoßerregende Skulpturengruppe nun nicht erst am 12., sondernbereits am 4. Oktober abgebaut. Der Südtiroler Schützenfunktionär Pius Leitner klagte bereits öffentlich über das Ausstellen vermeintlich obszöner Werke, während der Künstler Aron Demetz seinem von den Protesten überraschten Kollegen Anvidalfarei beisprang: "Nackte in der sakralen Kunst gibt es seit sechshundert Jahren." In Südtirol, da war der gekreuzigte Frosch kein Einzelfall, arbeitet man sich offenbar immer noch am Mittelalter ab.


....Gegenreaktion....
....in der Tages"Zeitung" der Provinz, einer "Zeitung", bei welcher das Kreuzworträtsel mehr Informationswert als die gesamte restliche Zeitung besitzt....wenn die "Zeitung" denn ein Kreuzworträtsel hätte....erschien am 07.Oktober 2008 ein Artikel, dessen Gehässigkeit, dessen allertiefstes Niveau, eigentlich nicht mehr unterboten werden kann....
...also folgender Artikel erschien in der "Zeitung" die keine "Zeitung" ist.....

Die "Nackten" wurden entfernt

St. Ulrich: Die Fußgängerzone in St. Ulrich wurde in der letzten Woche von den "nackten Skulpturen" befreit. Rechtzeitig vor der Rosenkranzprozession haben Gemeindearbeiter die Figuren aus dem Ortskern entfernt. Um die Figuren hatte es anfangs noch etliche Polemiken gegeben, zuletzt wurden die teilweisen, auch sehr plumpen Gestalen nur mehr müde belächelt oder wurden "Opfer" von kreativen Scherzen einiger Nachtschwärmer. Eine Figur wurde allerdings in den letzten Tagen auch umgeworfen und leicht verbeult, verbrachte die letzten Tage ihres Gröden-Aufenthaltes unbeachtet in einem Magazin, zwischen gestapeltem Holz, Werkzeug und Müll. Auf jeden Fall konnte nun die Rosari-Prozession ohne die "störende" Begleitung der umstrittenen Skulpturen abgehalten werden. Und zum Blättermarkt am kommenden Montag, wo wiederum Tausende Besucher in St. Ulrich erwartet werden, wären die angeblichen Kunstwerke ohnehin nur im Wege gestanden.


....also....
....am besten ist wohl, man evakuiert einfach alle Kunstwerke aus der Provinz, nicht nur um diese Kunstwerke vor sich selbst zu beschützen, denn vor der Wut der hochentwickelten, hochintelligenten und aufgeklärten Menschen....
....und anstatt all dieser übeflüssigen, im "Weg stehenden" Kunstwerke, stellt man Tröge hin, bis oben hin mit Papiergeld und Münzen gefüllt (gesponsert von der Provinz-Raiffeisenkasse) und dann können alle, die dazu geneigt sind, daraus das Papiergeld und die Münzen fressen....
....denn wer braucht schon Kunstwerke, wenn es Tröge gibt aus welchen man Geld fressen kann, bis sie alle restlos glücklich sind....